Erfolg oder Gelingen – 2 Arten von Leistungskultur
Will man die High-Performance-Kultur eines Unternehmens entwickeln, scheint nichts selbstverständlicher, als Leistung zu belohnen: Der Bessere gewinnt: den Job, die Prämie, die Anerkennung, die Ressourcen. Wenn derart geführt wird, bleibt – so heißt es – der Erfolg nicht aus, weder für High Performer noch für Unternehmen.
2 Leistungsquellen
Damit wird aber lediglich 1 von 2 Leistungsquellen genutzt, nämlich der im limbischen System verankerte Selbsterhaltungstrieb: „Entweder ich oder der andere“ heißt es, wenn man im Wettbewerb bestehen will oder muss.
Die zweite Quelle für Leistung speist sich dagegen aus einem Verlangen nach Sinn, daraus, in Kooperation mit anderen Gemeinsamkeit gestalten zu wollen. Doch beruht nicht auch dieses Verlangen auf dem Selbsterhaltungstrieb?
Schneller, höher, weiter
In einer lediglich auf Wettbewerb beruhenden Leistungskultur geht es tatsächlich auch in Teams nur darum, besser sein zu wollen als andere: entweder wir oder die. Das Rat Race eines sich wechselseitig verstärkenden „Schneller, höher, weiter“ ist die Folge, mit der Konsequenz, dass sich sowohl Einzelne als auch Unternehmen in einem permanenten Stressmodus befinden. Auf dem Markt wird ums Überleben gekämpft und im Innenverhältnis um Jobs, Prämien, Anerkennung und Ressourcen konkurriert. In einem derartigen Umfeld ist es weder realistisch noch vorstellbar, dass Leistung sich auch aus einem anderen Verlangen als dem, gewinnen zu wollen, speist.
Autonomy, Mastery, Purpose
Doch Motivation, Einsatzbereitschaft und Können steigen nachweislich, wenn Sinn ins Spiel kommt. Denn Geld – das erfolgreichste Selbsterhaltungsmittel überhaupt – ist ein schlechter Motivator, so Dan Pink in einem TED-Beitrag. In High-Performance-Teams geht es um „Autonomy, Mastery, Purpose“. Und Autonomie sollte tunlichst nicht auf den Wunsch nach individueller Selbsterhaltung reduziert werden. Sie beruht vielmehr auf dem Interesse, eigene Vorstellungen von dem, was man für richtig und sinnvoll hält, mit anderen auszutauschen, um gemeinsam zu denken, zu handeln und qualitativ Hochwertiges zu schaffen – nicht, um zu gewinnen, sondern um Sinn zu gestalten.
Gewinn – Ziel oder Resultat?
Der Gewinn von Aufträgen und Kunden, kurz: der Profit eines Unternehmens, ist dann nicht mehr das Ziel, sondern schlicht das Resultat einer Leistungskultur, die aufs Gelingen stärker setzt als auf Erfolg. Sie beruht nicht nur auf der animalischen Wachsamkeit gegenüber Bedrohungen und Konkurrenzen, sondern vor allem auf einer gemeinsamen Aufmerksamkeit in Hinblick auf die Gestaltung von Beziehungen.
Und nebenbei: Je mehr das „Schneller, höher, weiter“ selbst zur Bedrohung wird, umso attraktiver und offensichtlicher werden auch die Vorteile einer Gelingenskultur.
Bleibt nur die zweifellos große Herausforderung, das permanente Feuern unseres limbischen Systems zu beruhigen, um von einem Burn-out-fördernden Stressmodus in einen kreativen Flow-Modus zu wechseln. Mehr dazu hier.