Trotz Widersprüchen konstruktiv bleiben
Internationalisierung, Innovationsdruck, das unhinterfragte Dogma permanenten Wachstums, unverdaute Übernahmen – das alles und mehr erhöht die Komplexität in den Unternehmen. Die Menschen müssen sich anpassen, und zwar oft schneller, als ihnen lieb ist.
Ich kenne viele Führungskräfte, die die Vielfalt der Strukturen und die Mehrdeutigkeit der Anforderungen als eine Herausforderung sehen, die sie freudig annehmen. Sie können und müssen selbst entscheiden, wofür sie stehen wollen, welcher Aufgabe sie Vorrang einräumen, was sie wie und gegen wen verteidigen müssen. Es ist nicht immer ganz leicht, aber es kann auch Spaß machen, wenn man Veränderungen liebt und den gewissen Kick braucht, um sich selbst zu motivieren.
So manche Führungskraft sieht das allerdings ganz anders. Da tauchen Fragen auf: Wie soll das gehen? Wie kann die Last der Aufgaben einigermaßen erledigt, die laufenden Veränderungen verdaut, die damit häufig verbundenen persönlichen Kränkungen verarbeitet werden? Viele Alarmzeichen wie z. B. die kontinuierlich sinkende Verweildauer von Vorständen oder die steigende Burnoutrate sprechen da schon länger eine eindeutige Sprache.
Das Verharren in der Blockade ist eine unselige Option. Ich stelle mir die Frage: Was kann oder vielmehr: was muss getan werden, um in einen konstruktiven Modus zu kommen? Was kann den Personen dabei helfen, die organisationalen Rahmenbedingungen zu akzeptieren? Veränderungen werden in der Regel aus einer Notwendigkeit heraus implementiert, Kostensenkungen helfen mit, das Überleben des Unternehmens zu sichern. Es geht für jeden Einzelnen immer wieder darum, das zu akzeptieren und trotzdem nicht die Freude an der Arbeit zu verlieren.
Aber wie? Was kann – von Seiten der Unternehmen und der Führungskräfte – getan werden? Und wo gibt es gute Beispiele dafür, was schon getan wird?
Eine mögliche Antwort habe ich: die Stärkung von Teams kann den Unternehmen helfen, den Widerspruch zumindest teilweise aufzulösen. Teams bieten einerseits Platz für die Individualität des Einzelnen. Dort bekommt er am ehesten die Anerkennung, die jeder Mensch braucht. Andererseits sind reife Gruppen zu Höchstleistungen fähig, weil sie diverse Qualitäten integrieren und als Ressource nutzen können.
Literaturtipp: Peter Heintel (Hrsg.): betrifft: TEAM. Dynamische Prozesse in Gruppen. Wiesbaden, 2006.